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Es gibt Geschichten, die uns tief berühren, und es gibt Menschen, die uns mit ihrer Stärke inspirieren. Tatijana ist eine von ihnen. Sie hat das Unvorstellbare erlebt – jahrelange häusliche Gewalt, den Verlust ihres Kindes und den Kampf um ein neues Leben. Ihr Weg zeigt, dass auch kleine Schritte ein Neuanfang bedeuten können und es sich lohnt trotz allem weiterzumachen.
Nach ihrer Lehre als Kauffrau zog Tatijana 2006 als Au-pair nach Brüssel, wo sie ihren späteren Partner kennenlernte. Zunächst verlief alles harmonisch, doch mit der Schwangerschaft änderte sich das schlagartig: Ihr Partner wurde gewalttätig. Tatijana ertrug sechs Jahre physischer und psychischer Gewalt, bevor sie 2014 den mutigen Schritt wagte, sich zu trennen.
Die Folgen waren so unvorhersehbar, wie entsetzlich. Ihr Ex-Partner konnte die Trennung nicht akzeptieren und stalkte sie über ein halbes Jahr. Schliesslich nahm er in einem unfassbaren Akt das Leben ihres gemeinsamen Sohnes und beging Suizid.
Ein neuer Anfang bei der GEWA
Voller Schmerz kehrte Tatijana in die Schweiz zurück. „Ich war nicht mehr fähig, einfache Briefe abzuschreiben oder Berechnungen zu machen“, erzählt sie. So kam es zu einer Anmeldung bei der IV. Im März 2015 begann sie ein Eingliederungsprogramm bei der GEWA.
Tatjiana wurde ein Integrationscoach namens Marco Werthmüller zugeteilt. Aufgrund ihrer Erfahrungen hatte sie grosses Misstrauen, vor allem gegenüber Männern. Doch Werthmüller zeigte Geduld und Einfühlungsvermögen. „Er hat immer wieder das Gespräch gesucht und mir gezeigt, dass er da ist“, sagt sie. Nach und nach gewann sie Vertrauen zurück.
Im damaligen Büroservice der GEWA fand sie schließlich einen angepassten Arbeitsplatz unter der Leitung von Marco Kilchenmann. Auch dort fiel es ihr zunächst schwer, Vertrauen aufzubauen. Doch Kilchenmann stärkte sie: „Er hat immer an mich geglaubt und mir Aufgaben zugetraut, die ich mir selbst nicht zugetraut hätte.“
Der Weg in den allgemeinen Arbeitsmarkt
Im Februar 2022 wechselte Tatijana in die Administration der Bärner Brocki. „Dieser Wechsel fiel mir nicht leicht“, erklärt sie. Besonders schwer war es, sich von Marco Kilchenmann zu lösen, der für sie sieben Jahre lang eine wichtige Stütze gewesen war. Doch nach und nach fand sie auch dort ihren Platz.
Die Arbeit gab ihr Halt und Sinn. Besonders wertvoll war für sie das Verständnis ihrer Kolleg:innen: „Zwar hat niemand dasselbe erlebt, aber es hat mir trotzdem sehr gutgetan, unter Menschen zu sein, die ein besseres Verständnis für meine Situation haben.“
Die Ermutigung ihres Umfelds führte schließlich dazu, dass Tatijana mit Unterstützung eines Jobcoaches den Schritt in den allgemeinen Arbeitsmarkt wagte. „Obwohl ich nicht wirklich daran geglaubt hatte, dass ich das je schaffe“, sagt sie.
So kam es dazu, dass sie parallel in der Praxis ihres ehemaligen Psychiaters arbeiten konnte. Doch sie merkte schnell, dass ihr der tägliche Austausch mit anderen Menschen fehlte. Sie arbeitete dort allein im Büro und vermisste zunehmend die Möglichkeit, Französisch zu sprechen.
Im Sommer 2024 eröffnete sich eine neue Perspektive: Die IV Fribourg bot ihr ein Praktikum an der Universität Fribourg an. Heute arbeitet sie dort mit einem Pensum von 50 Prozent. Sollte sie diese Tätigkeit erfolgreich meistern, kann sie von der vollen IV-Rente in eine Teil-Rente wechseln – ein weiterer Schritt in Richtung Unabhängigkeit.
Vertrauen als Schlüssel
Tatijanas Geschichte zeigt, wie wichtig Vertrauen ist – in andere, aber vor allem in sich selbst. „Ich habe erfahren, dass ich immer noch Vertrauen schöpfen kann“, sagt sie. Es ist ein langer Weg, doch jeder kleine Schritt hat sie gestärkt.
Ihre Familie war dabei eine unerschütterliche Stütze. Vier Schwestern, ihre Schwager und deren Familien standen ihr zur Seite. Auch das Team der GEWA und die Menschen in ihrem Arbeitsumfeld trugen dazu bei, dass sie nie aufgab. „Ich gehe auch heute noch ab und zu in die Brocki vorbei und lasse meine ehemaligen Vorgesetzten und Mitarbeitenden wissen, wie es um meinen weiteren Weg steht. Die GEWA, meine Zeit dort und die Menschen sind immer noch ein kleiner Teil von mir“, erzählt Tatijana.
Eine Botschaft der Hoffnung
Nun sucht Tatijana eine feste Anstellung im allgemeinen Arbeitsmarkt. Ihre Reise ist noch nicht zu Ende, doch sie geht sie mit einem neuen Selbstbewusstsein an. Ihre Geschichte zeigt, dass es immer Hoffnung gibt, auch in den dunkelsten Momenten.
„Es blieb mir nichts anderes übrig, als aufzustehen und weiterzumachen“, sagt Tatijana. Und genau das hat sie getan – mit unglaublicher Stärke und dem Willen, ein neues Leben aufzubauen.